Und plötzlich war er da: Samstag, der 22. Juni 2024. Der Tag nach der Fête de la Musique, der Tag nach irgendeinem Fußballspiel im Rahmen irgendeiner Meisterschaft (ich glaube, es war ein wichtiges), DER Tag, auf den die JazzVocals und tonraumfünf10 monatelang hingearbeitet hatten: Unser Konzerttag und das Finale unseres außergewöhnlichen Gemeinschaftsprojektes connected.
08:00 Uhr
Aufstehzeit! Für mich nichts Ungewöhnliches an einem Samstag, aber heute mit leichtem Kribbeln im Bauch. Seit ich der Wiedereröffnung des Theaters im Delphi beiwohnen durfte, träume ich davon, mit den JazzVocals einmal dort zu singen. Wie schön, dass manche Träume wahr und sogar noch übertroffen werden – denn wir gestalten das Konzert zusammen mit einem Chor, der mir in den letzten Wochen unglaublich ans Herz gewachsen ist!
09:00 Uhr
Ohne Frühstück geh ich prinzipiell nicht aus dem Haus. In Anbetracht des Tagesprogramms auch nicht ohne vollgepackte Brotdosen für den Blutzuckerspiegel. Schneiden, schnippeln, schmieren… So viel Zeit muss sein, auch wenn’s um 10 Uhr mit dem Aufbau los gehen soll. Handy-Pling, 09:22 Uhr, Nachricht meiner langjährigen Freundin Ramona von tonraumfünf10 im „tonraumvocals“-Chat: 10 Minuten Verspätung beim Delphi. Kommt mir gerade recht, draußen gießt es aus Kübeln und ich werde mindestens 10 Minuten brauchen, um mich und mein Gepäck auf dem Fahrrad halbwegs regenfest zu verpacken.
12:30 Uhr
Alles läuft, auch die Uhr. Unser Tontechniker Silvio wuselt von A nach B und unser Orgateam hat sich auf zwei hoch qualifizierte Stagehands reduziert, während die anderen sich in eine wohlverdiente Pause verabschiedet haben. Die Preisfrage lautet nun: Sind eine Staatsanwältin und eine Verwaltungsangestellte in der Lage, vier sehr teure Mikrofone sehr exakt auf gleicher Höhe und auf sehr ungewöhnliche Art zu verhängen? Ja, das sind sie! Silvios klare Anweisungen überblenden meine Nervosität und im zweiten Anlauf sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Zeit für ein leckeres Mittagessen, bevor die Chorschwärme einströmen…
14:30 Uhr
Eintreffen der übrigen 64 Sängerinnen beider Chöre samt Chorleitern. Jeder findet ein Plätzchen, in den Backstage-Bereichen ist es gemütlich eng, connected eben, und wir bringen das Delphi beim Warm-Up endlich gemeinsam zum Klingen. Und wie organisiert man so viele Menschen auf einer eher kleinen Bühne mit nur einer Treppe, aber vielen Auf- und Abgängen? Vorher natürlich – mit einem lückenlosen Stagingplan aus der Feder unseres gemeinsamen Helden Thomas Schreier. Läuft!
18:00 Uhr
Standby, Umziehen, herzliche Gespräche im grünen Hof hinterm Haus. Und sogar Wein von der Bar, wer’s geschickt anstellt: Zum Wohl!
18:55 Uhr
Wir passen gerade so in den Seitenflur, sind nur noch durch drei verschlossene Türen vom prall gefüllten Saal getrennt, stehen Schulter an Schulter und fiebern dem Startsignal von Matthias entgegen.
19:05 Uhr
„Kalkadunga Yurdu – Kalkadunga Marabai…“: In unseren farbenfrohen Outfits bewegen wir uns singend auf und vor die Bühne. Dort angekommen, genieße ich sofort den tollen Klang und schaue in faszinierte Gesichter des Publikums. Ob es am Stück, der gemeinsamen Stimmgewalt oder doch eher an den beleuchteten Bögen liegt, die nun dank Lichtstimmung auf der Bühne richtig zur Geltung kommen? Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem. Connected – Das Tauschkonzert, here it is! Unser Tauschstück „Come Sleep“ unter der Leitung von Chris ist weit vorne im Programm und verschafft mir Gänsehautmomente.
20:00 Uhr
Was für eine schöne erste Konzerthälfte! Nach der Pause geht’s aufregend weiter mit „Balleilakka“, einem Stück im Bollywood-Stil von tonraumfünf10 mit frisch einstudierter Choreografie, die wir im Saal mitfeiern. Mit „Human“ wagt sich unser Partnerchor auf unbekanntes Terrain und meistert den Popsong samt Body Percussion mit Bravour.
21:10 Uhr
Lange und herzliche Dankesreden von Chris und Matthias lassen uns Sänger*innen nach dem gemeinsamen Finale auf der Bühne schmunzeln. Aus Vision wurde Wirklichkeit und noch viel mehr: Zwei Chöre haben sich verbunden und zwei (bzw. drei) Chorleiter gefunden. Nun wird zügig abgebaut und aufgeräumt, schließlich wollen wir noch einen ausführlichen Afterglow genießen.
02:00 Uhr
Und auch dieser Plan ist voll aufgegangen: Nach netten Gesprächen, einigen Getränken und vielen laut geschmetterten Stücken in der wunderbaren Brotfabrik-Kneipe gegenüber sammle ich meinen Drahtesel wieder ein und radle nach Hause. Sehr glücklich. Und sehr müde.
Alexa
Sopran bei den JazzVocals und Mitorganisatorin des Projektes über ihren 22. Juni 2024
Fotos: Stephan Röhl
gefördert durch den Chorverband Berlin