Ein Rückblick mit Ella und Judith

Doppelkonzert mit Coro Victoria

Collage Doppelkonzert Coro Victoria 2023

Ein Chor aus Guatemala zu Gast bei den JazzVocals… bei langjährigen Fans klingelt da vielleicht was. Wie kam es zu diesem außergewöhnlichen Besuch?

Ella: Das ist eine lange Geschichte, denn uns verbindet eine lange und intensive Chorfreundschaft, die in einer Straßenbahn in Nancy begann. 2002 nahmen die JazzVocals und Coro Victoria zeitgleich an einem Festival in Nancy teil. Es funkte sofort und so kam es, dass die JazzVocals 2006 zu Coro Victoria nach Guatemala reisten. Wir verbrachten zehn unglaublich intensive gemeinsame Tage dort. Im darauffolgenden Jahr gab es ein Wiedersehen in Berlin – das vorerst letzte. Der Kontakt riss aber nie ab. Coro Victoria hatten immer einen ganz besonderen Platz in unseren Herzen und so war die Freude riesig, als sie Ende 2022 ihren Besuch ankündigten.

So ein Projekt bringt bei aller Vorfreude wahrscheinlich auch ein bisschen Vorbereitungsaufwand mit sich. Was wurde vor dem Eintreffen der Guatemalteken von den choreigenen Heinzelmännchen und -weibchen alles organisiert?

Judith: Das begann tatsächlich schon im Dezember 2022 via WhatsApp zwischen Maestro Julio, unserem Vorstand (also Ella und Carsten) und mir. Sobald die wichtigsten Rahmenbedingungen geklärt waren, wurden Förderanträge geschrieben, ein zweiter Partnerchor gesucht, ein Hostel gebucht, außergewöhnliche Instrumente organisiert und Konzert-Locations klargemacht. Einige Wochen vor dem Konzert ging es dann nochmal richtig rund, denn auch das Rahmenprogramm sollte nichts zu wünschen übrig lassen. Unsere Erinnerungen an die Herzlichkeit, mit der wir 2006 in Guatemala umsorgt wurden, waren kein Stück verblasst. Also wurden Stadtführungen und Weihnachtsmarktbesuche geplant, es wurde Verpflegung organisiert, Willkommensgeschenke gepackt und ein herzlicher Empfang am frühen, kalten und sehr verregneten Morgen mit Tee und Croissants vorbereitet.

Und dann war er da: Der 13. Dezember. Und mit ihm 21 Musikerinnen und Musiker aus Guatemala. Was war das für ein Gefühl? Wie lief der erste Tag in Berlin ab?

Ella: Der erste Tag war ein Mittwoch. Das war super, weil Mittwoch unser regulärer Probentag war und wir also wussten, dass wir uns gleich am ersten Tag alle sehen werden. Für Tine und Susa begann aber das Wiedersehen schon morgens um 6 Uhr, als sie die müden und aufgeregten Sänger:innen aus Guatemala am Busbahnhof willkommen hießen. Wir haben zuvor lange überlegt, wo wir ihnen nach ihrer anstrengenden Nacht einen Platz zum Ausruhen und Erholen anbieten können, aber das war völlig überflüssig. Wer braucht schon Erholung, wenn er im Regen durch Berlin latschen kann ;-). Abends trafen wir uns dann alle in unserem Proberaum. Mit viel Pizza, leckerem Kaffee, angeregten Gesprächen und natürlich auch mit viel Musik beendeten wir unseren ersten gemeinsamen Tag.

Mit einer so großen Gruppe bleiben Überraschungen bestimmt nicht aus. Was waren die Herausforderungen und Highlights dieses Choraustauschs?

Judith: Quatsch, das lief natürlich alles wie am Schnürchen! Na gut, unsere liebe Tine hatte am ersten Tag vermutlich nicht damit gerechnet, ad hoc eine Stadtführung mit 21 Guatemalteken im Regen zu machen. Und dass uns erst 25 Minuten vor Beginn des Doppelkonzerts mit den Klangfarben bewusst wurde, dass das Vibrafon nicht gestimmt war und Ersatz in Form eines E-Pianos her musste, war vielleicht auch nicht optimal. Aber das tat der Stimmung keinerlei Abbruch. Es wurde improvisiert, durchgeatmet und umarmt.

Am 15.12. fand euer gemeinsames Konzert in eurem zweiten Wohnzimmer, der WABE, statt. Erzähl mir ALLES!

Ella: Zugegeben, rückblickend klingt das schon ein wenig größenwahnsinnig, was wir uns für den Abend vorgenommen haben: ein Dreierkonzert (Coro Victoria hatten auch noch ein Percussionsensemble mitgebracht), ein gemeinsames Stück, fünf Premieren auf unserer Setlist, drei zu reaktivierende Weihnachtslieder, dazu noch vier Kameras, ein Audiomitschnitt und eine Aftershow-Party mit Buffet. Klingt utopisch? Nun ja, manchmal stehen die Sterne offenbar günstig… Für uns war es ein bewegender und aufregender Konzertabend, für das Publikum abwechslungsreich und überraschend – ein wirklich schöner Abschluss unseres Wiedersehens!

Welches Gefühl bleibt bei dir nach diesem besonderen Treffen?

Judith: Dankbarkeit. Und Freude darüber, wie viele Menschen in diesem Chor letztenendes doch immer wieder bereit sind, sich richtig ins Zeug zu legen, um gemeinsam eine tolle Erfahrung zu schaffen. Wir hoffen sehr, dass es auch für unsere lieben Freunde vom Coro Victoria eine richtig gute Zeit war und wir uns bald irgendwo auf dieser Welt wieder in die Arme schließen können.

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